IT-Strategien und Projektmanagement
Erfolgreiche IT-Projekte in stürmischen Zeiten
von
Konstantin
Pfliegl - 21.04.2021
Foto: Macrovector / shutterstock.com
Neue, disruptive Technologien ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Der Fokus liegt dabei vermehrt auf der Zusammenarbeit von Teams und Mitarbeitern.
Es sollte das größte IT-Projekt in der Firmengeschichte des Lebensmittel-Discounters Lidl werden: Ein neues Warenwirtschaftssystem auf Basis von SAP sollte das bisherige, selbst programmierte und jahrzehntealte System Wawi ablösen. Das Ziel war eine Reduzierung des Aufwands für die Stammdatenpflege sowie die Möglichkeit für Prognosen in Echtzeit. Doch dann wurde nach sieben Jahren Entwicklungszeit das Projekt Elwis (Elektronisches Lidl-Warenwirtschaftsinformationssystem) 2018 gestoppt. Wie die Tageszeitung „Heilbronner Stimme“ aus einer internen Mitteilung des Lebensmittelhändlers zitiert, habe man festgestellt, mit Elwis seien „die ursprünglich definierten strategischen Ziele nicht mit vertretbarem Aufwand erreichbar“. Also hieß es bei Lidl: Alles auf Anfang. „In der Kosten-Nutzen-Abwägung spricht alles für die Weiterentwicklung der Wawi“, wie die Tageszeitung weiter schreibt. Damit war das größte IT-Projekt des Discounters gestorben. Kurzum: außer Spesen nichts gewesen. Medienberichten zufolge soll Lidl bis dahin bereits rund eine halbe Milliarde Euro in das SAP-Projekt investiert haben. Doch immerhin nicht ganz umsonst: Das alte System soll nun zukunftsfähig gemacht werden - indem man die Erfahrungen aus dem SAP-Projekt einbringt.
Egal welche Studie oder Statistik man auch nimmt: Die Erfolgsquoten von IT-Projekten fallen häufig ziemlich mau aus. Manche Experten sprechen davon, dass über 60 Prozent aller Projekte auf die eine oder andere Weise scheitern - die Kosten explodieren, das Ganze dauert am Ende deutlich länger als geplant, Zielvorgaben werden nicht erfüllt oder, wie im Beispiel von Lidl, es werden Projekte schlussendlich ganz eingestampft. Außer Kontrolle geratene IT-Projekte sind dabei brandgefährlich. Sie vernichten Millionen und können Unternehmen unter Umständen auch in den Ruin treiben. Und nicht selten kosten sie dem einen oder anderen Manager den Job.
Doch um IT-Projekte kommt nun mal kein Unternehmen herum: Die Einführung einer neuen Software, die Erweiterung vorhandener Infrastrukturen oder die Nutzung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz - IT-Projekte sind vielfältig und erstrecken sich quer durch alle Branchen und Abteilungen.
Grundsätzlich unterscheiden sich IT-Projekte aber nicht von anderen Projekten, erklärt Stefan Ebmeyer, Business Manager beim IT-Dienstleister Lufthansa Industry Solutions. Alle Herausforderungen in IT-Projekten könnten auch in anderen Arten von Projekten auftreten. „Spezifisch für IT-Projekte sind jedoch der Umgang mit modernsten Technologien, der hohe Business-Impact und die Notwendigkeit zwischen der Sprache der Anwender und der Sprache der IT zu übersetzen.“ Dennoch hat sich die Bedeutung von IT-Projekten in den letzten Jahren stark gewandelt. „Technologie hat sich vom Unterstützer für Geschäftsprozesse zum Treiber für völlig neue Geschäftsmodelle entwickelt“, so Jochen Malinowski, Leiter des Geschäftsbereichs Cloud, Infrastruktur und Software Engineering DACH beim Beratungsunternehmen Accenture. IT-Projekte würden heutzutage nicht mehr nur die Umsetzung eines neuen IT-Systems oder die Verwendung neuer Technologien umfassen, „sondern betreffen das gesamte Unternehmen, vom Fachbereich über die Anwendungen bis hin zur Infrastruktur“.