Blockchain ist mehr als nur Bitcoin
Fizzy & Winding Tree
von Konstantin Pfliegl - 26.10.2018
Fizzy – Verspätungsabsicherung
Der Versicherungskonzern Axa startete im Herbst vergangenen Jahres eine Police auf Basis der Blockchain-Technologie. Mit Axa Fizzy sichern sich Fluggäste gegen Verspätungen ab. Sobald man die Versicherung mit wenigen Klicks auf der Fizzy-Webseite abgeschlossen hat, hinterlegt der Versicherer die Police auf der für Smart Contracts bekannten Ethereum-Blockchain.
Bei Fizzy handelt es sich um eine sogenannte parametrische Versicherung. Das heißt, sie reguliert automatisch, sobald ein bestimmter Parameter einen zuvor festgelegten Wert überschreitet. Im Fall der Flugverspätungs-Police bedeutet das, dass Axa die Versicherungssumme auszahlt, sobald der Flug mehr als zwei Stunden Verspätung hat. Die Versicherungssumme orientiert sich unter anderem daran, wie oft der zu versichernde Flug in den vergangenen sieben Jahren mehr als zwei Stunden verspätet war.
Die Versicherung läuft völlig automatisch ab: Der Kunde soll bereits wenige Minuten nach der Landung über eine Kompensation benachrichtigt werden. Der Grund für die Verspätung spielt dabei keine Rolle. Als Richtgröße für Verspätungen dient eine hinterlegte Flugverkehrsdatenbank.
Winding Tree – Verreisen
Auf der Suche nach Hotels oder Flügen buhlen unzählige Buchungs-Webseiten um die Gunst von Privat- und Geschäftsreisenden. Was die wenigsten wissen: Hinter den zahlreichen Buchungsseiten arbeiten nur ein paar große Reisevermittler, die ihre Flugkontingente oder Hotelzimmer in großer Zahl über die Buchungs-Webseiten weiterverkaufen. Das Schweizer Start-up Winding Tree möchte das ändern. Es arbeitet an einer blockchainbasierten Plattform, über die Anbieter von Reiseleistungen wie Hotelzimmer und Käufer direkt in Kontakt treten. Das soll zu günstigeren Preisen führen, da hohe Provisionen für wenige große Vermittler wegfallen.
Die Winding-Tree-Plattform basiert auf der Blockchain-Technologie von Ethereum. Genauso wie diese ist auch Winding Tree Open Source und stellt seinen Code frei zur Verfügung. Das Start-up selbst ist eine Stiftung, deren Aufgabe es ist, den Code weiterzuentwickeln.
Ganz ohne Provisionen werden Buchungen von Flügen & Co. aber auch in Zukunft nicht auskommen – trotz Winding Tree. Das Projekt ist nicht als Buchungsportal für Endkunden ausgelegt, sondern als Marktplatz für Weiterverkäufer. Daher werden etwa Hotels beim Verkauf ihrer Zimmerkontingente über die neue Plattform auch weiterhin eine Provision zahlen müssen – irgendwie muss sich der Betrieb ja auch finanzieren.
Winding Tree hat bereits mehrere Partner gefunden, die an die Plattform andocken möchten, um ihr Buchungsgeschäft weiter auszubauen. Dazu gehören neben der Lufthansa, die sich über ihren eigenen Lufthansa Innovation Hub sowohl finanziell als auch an der Entwicklung der Programmierschnittstellen beteiligt hat, die Lufthansa-Tochterfluggesellschaften, Air New Zealand sowie die Hotelkette Nordic Choice Hotels.