Staat 4.0

Digitalisierung der Verwaltung geht nicht schnell genug

von - 20.09.2018
Digitalisierung
Foto: hanss / shutterstock.com
Viele Bundesbürger wünschen sich eine schnellere Digitalisierung der Behörden. Damit könnten lästige und oft langwierige Gänge zum Amt wegfallen. Dem entgegen stehen aber vor allem Gesetze, die ein persönliches Erscheinen erforderlich machen.
Die Digitalisierung der deutschen Behörden geht vielen Bundesbürgern nicht schnell genug. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom würden viele Bürger zwar gerne Online-Verwaltungsangebote nutzen, gesetzlich Bestimmungen verhindern jedoch deren Einführung.
Besonders stark nachgefragt sind demnach digitale Bürgerdienste für Familien. Annähernd zwei Drittel (62 Prozent) gaben an, etwa das Kindergeld gern online beantragen zu wollen. Fast genauso viele (61 Prozent) würden sich sogar gerne im Web um einen Kitaplatz kümmern.
Bitkom-Umfrage Staat 4.0
Die große Mehrheit der Deutschen wünscht sich eine besser Online-Erreichbarkeit von Behörden.
(Quelle: Bitkolm )
Eine Online-Meldestelle für Straßenschäden und Ähnliches wünschen sich hingegen 83 Prozent. Außerdem vermissen 74 Prozent die Möglichkeit, den Wohnsitz im Internet an- oder ummelden zu können. Diese Liste könnte für fast alle Verwaltungsangelegenheiten fortgeführt werden. Fakt ist jedoch, dass ausnahmslos alle politisch Verantwortlichen hier aktiv werden müssen, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
"Das Anstehen auf dem Amt und aufwendiger Papierkram bei der Beantragung von Dokumenten und Sozialleistungen kostet wertvolle Zeit und macht unser Leben unnötig kompliziert. Im Digitalen Staat erledigen wir Behördengänge schnell im Netz und bequem vom Wohnzimmer aus", so Rohleder weiter.

Widersprüchlicher Umgang mit personenbezogenen Daten

Viele Dienste und Services könnten vergleichsweise einfach digitalisiert werden. Im Wege stehen jedoch oft die Datenschutzbedenken der Bürger, wenn es etwa um den Datenaustausch zwischen Einzelperson und Behörde geht. Den Umgang mit den eigenen personenbezogenen Daten der Bürger findet Dr. Johannes Ludewig, Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats hier recht widersprüchlich. Während viele Bürger ihre Informationen zwar bereitwillig auf Online-Portalen wie Facebook teilen, sieht das bei Behörden anders aus. Hier sind die Leute viel vorsichtiger, wem sie welche Daten zur Verfügung stellen.
Eine Herausforderung sei es deshalb, bestehende öffentliche Register so zu organisieren, dass der Bürger jederzeit die Hoheit über seine Daten hat, die Behörden jedoch gleichzeitig effizienter zusammenarbeiten können.
Ein zusätzliches Hemmnis sind verschiedene gesetzliche Bestimmungen, die einer digitalen Verwaltung entgegenstehen. Etwa dann, wenn für ein Formular eine handschriftliche Unterschrift oder gar das persönliche Erscheinen gesetzlich gefordert ist. Bisherige Gesetzesänderungen hätten leider nicht den erwarteten Erfolg gebracht, so Ludewig.
Für die Umfrage wurden im Auftrag des Bitkom über 1.000 Bürger ab 14 Jahren in Deutschland befragt
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