Banken im Kampf mit der Digitalisierung

Digitalisierung wird alle Banken erreichen

von - 26.02.2020
com! professional: Wie kann Künstliche Intelligenz im Banking helfen?
Hunziker: Dank KI werden Personalisierung einerseits und Effizienz andererseits im Banking weiter zunehmen können. Selbstlernende Algorithmen können als intelligente Agenten Support- und Administrationsprozesse übernehmen, das Bankenpersonal entlasten und damit Kosten sparen helfen. Die Auswertung von Daten und die Simulation von Anlagen- oder sonstigen Finanzentscheidungen kann durch KI datenbasiert und damit genauer und schneller erfolgen. Die Angebote können besser auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden, wodurch die Zufriedenheit des Bankkunden steigt und damit die Bindung an seinen Finanzpartner.
com! professional: Kaufen Sie Lösungen für Analytics, Blockchain, KI und so weiter ein oder entwickeln Sie selbst?
Hunziker: Wir prüfen immer beides. Ein dritter Weg ist für uns auch, Know-how und Lösungen aus unserem Ökosystem verfügbar zu machen. Wo wir mit externem Fachwissen rasch in eine Domäne vorstoßen können, wie bei Blockchain und Metaco, investieren wir und sind Akquisitionen gegenüber nicht abgeneigt. Doch es ist uns auch ein Anliegen, unsere Innovationsfähigkeit hochzuhalten.
com! professional: Wie entscheiden Ihre Kunden? Werden Technologien vermehrt als Service bezogen?
Hunziker: Unser Credo ist: Die Kunden sollen den Service kaufen und nicht das ganze System dahinter. Der technologische Fortschritt läuft so schnell, dass eine einzelne Bank nicht mehr hinterherkommt. Wir hingegen können skalieren und so wird es für alle Beteiligten günstiger und ist noch dazu innovativer. Mit unserer Plattform, die auf Industriestandards basiert und eine effiziente Verarbeitung er­möglicht, können sich unsere Kunden flexibel und schnell bewegen, um neue Services hinzuzufügen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen.
Die Nachfrage gibt uns recht: 80 Prozent der Neukunden, die an uns herantreten, sind an Business Process as a Service (BPaaS) oder SaaS interessiert. Das bedeutet, wir haben zum richtigen Zeitpunkt auf die Servicestrategie gesetzt und in der Schweiz, der EU und Asien früh die nötige Reife erreicht. Wir haben in unseren Servicezentren die Voraussetzungen geschaffen, um weiter zu skalieren, zum Beispiel auf technischer Ebene.
com! professional: Wie gehen Sie an Kundenanfragen zu innovativen Projekten heran?
Hunziker: Unser Grundsatz ist Offenheit. Wir digitalisieren nicht um der Digitalisierung willen, sondern weil sich mit einer neuen digitalen Lösung ein Kundenbedürfnis komforta­bler, schneller und/oder kostengünstiger abdecken lässt. Im Fokus steht dabei die Erfahrung, die der Endkunde unseres Kunden mit der Lösung machen soll. Diese Customer Ex­perience ist im Idealfall wettbewerbsdifferenzierend. Daher schauen wir auch mit jedem Kunden indivi­duelle Wege an, diese Customer Experience im Einklang mit der jeweiligen Unternehmensstrategie zu verbessern.
com! professional: Könnten Sie bemerkenswerte Kundenprojekte bitte kurz skizzieren?
Hunziker: Eine großartige Referenz für die Skalierbarkeit unserer Lösung ist das gemeinsame Projekt mit der Raiffeisen Schweiz, wo wir die rund 250 unabhängigen Banken auf eine Plattform migriert haben. Ein ganz aktuelles Beispiel: Wir haben die Banque Morval in nur neun Monaten auf unsere BPaaS-Lösung migriert, die wir für die Intesa Sanpaolo Private Bank (Suisse) betreiben. Die Schweizer Privatbanktochter der Intesa-Sanpaolo-Gruppe und Banque Morval waren zuvor fusioniert.
com! professional: Laut Marktbeobachtern sind die Schweizer Institute wirtschaftlich stark unter Druck. Welche Auswirkungen hat dies auf das Geschäft von Avaloq?
Hunziker: Es gibt Banken, die handeln antizyklisch und die investieren auch und gerade in härteren Zeiten, um sich fit für den Wettbewerb in der Zukunft zu machen.
Kosten senken ist das eine, sich für neue Geschäftsmodelle und Services zu öffnen, in denen man morgen das Geld verdienen wird, das andere. Fakt ist, dass auch an den Schweizer Privatbanken die Digitalisierung nicht vorübergehen wird. Die Kunden sind noch anspruchsvoller und demnach müssen auch die Lösungen eine andere Qualität haben. Wir sehen generell Wachstumsmöglichkeiten im Wealth-Management-Segment, denn hier können sich Banken gut differenzieren und sind weniger anfällig für Disruption als Retailbanken.
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