Der deutsche Mittelstand im digitalen Wandel
Digitalisierungs-Strategien
von Konstantin Pfliegl - 05.05.2017
Um den Digitalisierungsgrad zu erhöhen, müssen selbstverständlich auch die infrastrukturellen Voraussetzungen vorhanden sein. Das erklärte Ziel der Bundesregierung ist, dass bis 2018 eine flächendeckende Breitbandinfrastruktur von mindestens 50 MBit/s zur Verfügung steht.
Davon ist man noch weit entfernt: Laut der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Studie „Digitalisierung von Geschäftsprozessen“ der Technischen Universität Chemnitz erreichen gerade einmal 16 Prozent der Mittelständler eine vertragliche Internetanbindung ab 50 MBit/s. Zudem ist die tatsächliche Geschwindigkeit teils deutlich geringer als die vertraglich zugesicherte Leistung.
Hinzu kommt: Unternehmen fehlt oft das Know-how, zum Beispiel für den Betrieb komplexer Cloud-Umgebungen, die häufig Voraussetzung für eine Digitalisierung sind. Diese Lücke könnten laut Dirk Beemelmanns von Bechtle etwa Managed Services schließen. „Immer mehr deutsche Unternehmen setzen auf externe Hosting-Dienste. Firmen, deren Kernkompetenz nicht im IT-Bereich liegt, können damit oft eine Menge Geld einsparen.“
Harald Esch von Salesforce pflichtet dem bei: „Ja das stimmt, viele Unternehmen – und vor allem die kleinen – können diese Herausforderungen nicht allein lösen – dafür gibt es aber verlässliche Partner und Lösungen, die auch für kleine Unternehmen erschwinglich sind.“
Werner Schwarz von Cancom ist der Meinung, dass die Transformation nur gelingen kann, wenn Unternehmen sie zügig und konsequent angehen. Wer den Blick für die Kundenwünsche verliere, laufe Gefahr, dass ihm Wettbewerber oder branchenfremde Anbieter Marktanteile streitig machen: „Kurz: disrupt or be disrupted.“ Unternehmen sollten am Aufbau ihres digitalen Kerns arbeiten, dem „Digital Core“. Grundlage dieses digitalen Kerns sei die sichere Vernetzung etwa von Maschinen, Sensoren, Kunden und Mitarbeitern.
Übrigens: Den meisten Mitarbeitern dürfte die relative Trägheit ihrer Arbeitgeber in Bezug auf die Digitalisierung recht sein. Wie die „Berliner Zeitung“ im März aus einer bislang unveröffentlichten Umfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung berichtete, fürchten 81 Prozent der Menschen in Deutschland, dass durch die technologische Entwicklung immer mehr Menschen beruflich abgehängt werden. Knapp zwei Drittel der Befragten gehen sogar davon aus, dass die Digitalisierung mehr Jobs vernichtet als durch sie geschaffen werden.