Marktüberblick

Die Cloud-Hyperscaler AWS, Microsoft und Google

von - 19.09.2017
Cloud-Hyperscaler
Foto: turgaygundogdu / shutterstock.com
Wer einen Cloud-Provider sucht, muss Strategie und Portfolio der großen Plattformen kennen. 2017 nutzen bereits 65 Prozent ein entsprechendes Angebot.
Marktanteil Public-Cloud-Anbieter
Bereits im kommenden Jahr soll Prognosen zufolge die Cloud-Nutzung die Non-Cloud-Workloads überholen.
(Quelle: Crisp Research (2017), rundungsbedingt z.T. nicht 100 Prozent )
Cloud-Computing ist zum Massenphänomen geworden. Nach Angaben von BPI Networks und Dimension Data nutzen 2,4 Milliarden Menschen Cloud-Dienstleistungen, laut 451 Research werden 2018 mehr Workloads in der Cloud als in herkömmlichen Rechenzentren bearbeitet werden.
Auch in Deutschland findet Cloud-Computing immer mehr Akzeptanz. Das zeigt etwa der Cloud-Monitor, den Bitkom Research jährlich im Auftrag von KPMG erstellt. Während 2013 erst 40 Prozent der befragten Unternehmen angaben, Cloud-Dienste zu verwenden, waren es in diesem Jahr schon 65 Prozent. Weitere 18 Prozent planen deren Einführung. „Gerade über die letzten zwölf Monate konnten wir eine starke Entwicklung in Richtung Cloud-Computing in allen Bereichen erkennen“, bestätigt Thilo Ewald, Azure Business Lead Germany bei der Microsoft Deutschland GmbH, diesen Trend.
Es ist also kein Wunder, dass Cloud-Provider mit erheblichen Umsatzzuwächsen rechnen können. Nach Prognosen von Crisp Research wird sich der Umsatz der Public-Cloud-Anbieter von 2016 bis 2018 mehr als verdoppeln. Das Marktvolumen steigt demnach von 23,5 auf knapp 50 Milliarden Dollar. Der Löwenanteil entfällt auf drei gern als Hyperscaler bezeichnete Anbieter: Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Compute Platform. Sie allein werden laut Crisp bis 2018 fast drei Viertel des Gesamtmarkts einnehmen.
AWS und Google gibt es zwar mittlerweile seit über zehn Jahren, doch mit den Anfängen hat das heutige Angebot nicht mehr viel gemeinsam. „Die Plattformen der großen Hyperscaler haben sich in den vergangenen Jahren fundamental gewandelt, die Strategien, aber auch die Art und Weise, wie sie Services erbringen, wurden permanent weiterent­wickelt“, sagt Carlo Velten, Senior Analyst & CEO bei Crisp Research, der den Markt von Beginn an beobachtet.

Drei Ebenen der Analyse

Der schnelle Wandel erschwert die Orientierung in einem sehr ausdifferenzierten und sich ständig entwickelnden Markt. Allein AWS hat im vergangenen Jahr mehr als 1000 neue Features und Dienste eingeführt. „Es ist fast unmöglich, einen direkten Vergleich zu ziehen“, erklärt Jörn Steege, Executive Cloud Architect beim IT-Dienstleister Axians IT Solutions, der mit seinem AnyCloud-Ansatz das Cloud-Portfolio mehrerer Provider bündelt. „Die Angebote der Hyperscaler sind sehr umfangreich, aber auch sehr kompliziert“, gibt ihm Lars Göbel, Leiter Strategie & Innovation beim Rechenzentrumsbetreiber DARZ Recht, der ebenfalls eine ganze Reihe von Cloud-Providern zu seinen Partnern zählt.
Jörn Steege
Jörn Steege
Executive Cloud Architect bei Axians IT Solutions
www.axians.de
Foto: Axians
„Die meisten Kunden wollen sich nicht mit einem einzigen Provider verheiraten, sondern suchen sich für eine bestimmte Aufgabe die beste Lösung.“
Für eine erste Orientierung empfiehlt Crisp-Analyst Velten eine Betrachtung auf drei Ebenen:
Infrastruktur. Die Zahl und die Verteilung der Rechenzen­tren spielt vor allem für Unternehmen eine Rolle, die weltweit präsent sein oder schwerpunktmäßig ganz bestimmte Märkte adressieren wollen. In sensiblen Bereichen wie Behörden oder Militär, aber auch in stark regulierten Segmenten wie dem Finanzwesen können zudem Zertifizierungen entscheidend für die Wahl eines Providers sein. Detaillierte Vergleiche der Hyperscaler ermöglicht beispielsweise die Webseite Cloud Comparison von Rightscale.
Schon auf dieser Ebene zeigt sich allerdings auch die Schwierigkeit solcher Vergleiche. AWS beispielsweise gibt keine Informationen über die Zahl seiner Rechenzentren heraus, sondern teilt seine Infrastruktur derzeit in 16 Regionen ein, die wiederum aus jeweils zwei bis fünf Verfügbarkeitszonen (Availability Zones) bestehen. Eine Zone kann ihrerseits wieder eines oder mehrere Rechenzentren umfassen. Die Zahl von aktuell 43 Verfügbarkeitszonen bedeutet also, dass AWS mindestens 43, wahrscheinlich aber deutlich mehr Rechenzentren betreibt.
Plattform. Auf dieser Ebene geht es um das Angebot des jeweiligen Providers. Wie groß ist der Funktionsumfang? Wie gut lassen sich die Services miteinander kombinieren? Lassen sich Daten einfach migrieren? „In diesem Zusammenhang spielen natürlich auch die Kosten des Datentransfers eine Rolle“, sagt Carlo Velten.
Kundenansprache. Auf der obersten Ebene schließlich sind Kriterien wie Ökosystem, Management und Service zu berücksichtigen. Wie umfassend ist das Partnernetzwerk des Anbieters? Welche Preismodelle und Zahlungskonditionen bietet er? Wie sind Service und Support gestaltet?
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