Otto Schell von der DSAG

SAP Leonardo setzt Umdenken bei Anwendern voraus

von - 20.09.2018
Otto Schell, DSAG
Foto: DSAG
SAP bietet seinen Kunden mit Leonardo eine Plattform für neue digitale Anwendungen an. DSAG-Vorstand Otto Schell begrüßt diese Bündelungsstrategie. Bei den Anwendern erfordere die Umsetzung jedoch ein Umdenken.
Der deutsche Software-Riese SAP bietet mit Leonardo ein Portfolio für digitale Anwendungen an, das sich in Kombination mit dem "Intelligent ERP"-Ansatz durch den Einsatz von Technologien wie Machine Learning, Künstliche Intelligenz oder Blockchain definiert. Laut der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), bündelt SAP unter dem Begriff "Leonardo" Tools, Methoden und (Beratungs-)Services, um individuelle und innovative Lösungen zu realisieren, die sich mit den SAP-Produkten und -Applikationen leicht integrieren lassen sollen.
Otto Schell, Vorstand IoT/Business Transformation der DSAG, bezeichnet dies in einer Einschätzung als "prinzipiell begrüßenswert". "Wenn Unternehmen neue Möglichkeiten sehen, um Industrie 4.0- sowie Internet-of-Things-Anwendungen umzusetzen und Unternehmensmodelle sowie Netzwerke neu zu gestalten, sollten sie diese in ihren kooperativen Prozesslandschaften zulassen. Das bedeutet, dass Unternehmen gemeinsam Ende-zu-Ende-Prozesse definieren sollten, um die Machine Learning- und Künstliche Intelligenz-Komponenten auszunutzen", schreibt er in einer Einschätzung. Leonardo könne das intelligente ERP für differenzierende Prozesse ermöglichen und Unternehmen dabei unterstützen, die Digitalisierung – insbesondere, wenn es um neue Geschäftsmodelle gehe – einfach zu realisieren.

Umdenken bei Anwendern nötig

Mit Leonardo ergeben sich für Unternehmen jedoch auch Anforderungen in der Umsetzung dieser neuen Technologien, wie Schell weiter ausführt. Auch wenn etwa Themen wie Machine Learning, KI oder Blockchain nachvollziehbar seien, ließen sie sich nicht ohne Weiteres in bestehende Prozess- und IT-Landschaften integrieren. Zudem sind laut Angaben des DSAG-Vorstandsmitglieds viele Unternehmen weder in der Business- noch IT-Architektur so aufgestellt, dass sie die Umsetzung schnell realisieren und tatsächlich "Netzwerke" oder Plattformen zum Austausch nutzen können.
Laut Schell braucht es deshalb ein Umdenken bei den Anwendern. Eine S/4HANA-Migration könne ein erster Konsolidierungsschritt sein, der gleichzeitig die Innovationen bereitstelle. "Unternehmen, die bimodale Organisationen aufbauen oder über Start-Ups in andere Geschäftsmodelle einsteigen, werden mit neuen Herausforderungen hinsichtlich Kompetenzen, Budget oder nötigen Organisationveränderungen konfrontiert. Letztgenannte werden schließlich auch Voraussetzung sein, will man in digitale Geschäftsmodelle einsteigen."

Anwender bekunden Interesse

Trotz den Anforderungen scheinen sich Anwender für das Leonardo-Portfolio zu interessieren. Denn wie aus dem diesjährigen DSAG-Investitionsreport hervorgeht, bekundet knapp die Hälfte aller dabei befragten DSAG-Mitglieder Interesse daran und wünschte sich mehr Aufklärung seitens des Anbieters. Rund 40 Prozent kannten Anfang des Jahres das Portfolio jedoch noch nicht.
Die Anwendergruppe nimmt deshalb SAP in die Pflicht, den Kunden zu beweisen, dass es schneller, besser und kostengünstiger ist, innovative Lösungen integriert mit den etablierten SAP-Produkten zu realisieren als mit den vielen alternativen Angeboten, die bereits vor Leonardo am Markt waren. Gleichzeitig müsse der Hersteller ein transparentes und flexibles Lizenz- und Verbrauchsmodell für die Tools schaffen und klarer beziehungsweise einfacher kommunizieren, was Leonardo ist.
"SAP ist spät in diesen Markt eingetreten und deshalb ist eine Koexistenz mit Wettbewerbern wie Amazon, Google, Microsoft und diversen Nischenanbietern unvermeidbar", schreibt Schell abschließend. Die DSAG sei sich jedoch sicher, dass es SAP durch eine konsequente Orientierung an offenen Standards gelingen könne, sich einen Platz für Leonardo in den Prozess- und IT-Landschaften zu sichern.
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