PSD2 ist Initialzündung für mehr Wettbewerb
Zum Glück gezwungen
von Thomas Hafen - 17.09.2019
Für etablierte Banken scheint die PSD2 auf den ersten Blick hauptsächlich Nachteile zu bringen. Sie erhalten zusätzliche Konkurrenz durch alternative Zahlungsdienstleister, denen sie auch noch unentgeltlich Zugang zu den Konten ihrer Kunden gewähren müssen. Erweiterte Sicherheitsanforderungen an Online-Banking und Finanztransaktionen erhöhen den technischen Aufwand zusätzlich. Für die Finanzinstitute könnte dieser Druck jedoch auch heilsam sein, denn er zwingt sie, die Digitalisierung schneller voranzutreiben, als sie dies womöglich angesichts der aktuell schwachen Ertragslage selbst aus freien Stücken getan hätten.
Eine typische Reaktion der Banken auf den steigenden Konkurrenzdruck ist die Gründung eigener Digitalbanken. Schlank und modern sollen sie Wettbewerbern wie N26 Paroli bieten. Zu den Digitalbank-Töchtern gehören etwa die Openbank der Banco Santander, die demnächst auch in Deutschland verfügbar sein soll, und das Digitalangebot Fyrst, mit dem die Deutsche Bank Gründer, Selbstständige und Freiberufler adressiert. Selbst Goldmann Sachs sieht in Europa Potenzial und hat seine digitale Plattform „Marcus by Goldmann Sachs“, die seit 2016 in den USA Verbraucherkredite und Sparkonten anbietet, auch in Großbritannien verfügbar gemacht. Laut „Handelsblatt“ ist der Start in Deutschland für 2020 geplant.
Die Direktbank ING hat sogar ihre Organisation an die Anforderungen der Digitalisierung angepasst. Agile Prinzipien, wie sie aus der Software-Entwicklung bekannt sind, sollen die Bank fit für neue Herausforderungen machen. „Bei der ING sind wir davon überzeugt, dass es eines grundlegenden Wandels der Organisationsstruktur und der sie tragenden Unternehmenskultur bedarf, um als Anbieter von Finanzdienstleistungen auch künftig erfolgreich zu sein“, heißt es dazu auf der Webseite.
Nicht alle traditionellen Geldhäuser sind allerdings mit ihrer Digitalbankstrategie erfolgreich. So hat die Commerzbank ihre Pläne für eine europäische Online-Bank, die im vergangenen Jahr bekannt wurden, nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Offensichtlich war die Angst zu groß, die auf Basis der polnischen Tochter M Bank geplante Expansion könnte das Geschäft der konzerneigenen Direktbank Comdirect gefährden.