Der industrielle 3D-Druck wird erwachsen

Produzieren mit Hilfe der Cloud

von - 12.04.2018
Die Münchner EOS GmbH bezeichnet die additive Fertigung ebenfalls als einen Prozess, bei dem „durch das Ablagern von Material schichtweise ein Bauteil aufgebaut wird“. Das Unternehmen hat sich auf 3D-Druck und additive Methoden spezialisiert.
Schuh aus dem 3D-Drucker
Künftig aus dem 3D-Drucker: Schuhe, aber auch Brillen, Hörgeräte und andere Alltagsprodukte sollen bald indi­viduell gefertigt werden können.
(Quelle: Adidas)
Als Basis dieser Techniken dienen digitale Konstruktionsdaten in 3D aus dem Computer. Diese müssen aber nicht mehr nur an einem Ort vorgehalten werden, sondern sie lassen sich zum Beispiel mit Hilfe der Cloud auf der ganzen Welt nutzen.
Auf dieses „Cloud-Producing“ setzen unter anderem die amerikanischen Hersteller John Deere und Caterpillar. Die Baupläne der von ihnen eingesetzten Ersatzteile liegen auf einem zentralen Server, auf den autorisierte Werkstätten weltweit zugreifen können. Wenn ein bestimmtes Teil für eine Reparatur benötigt wird, dann kann von dort der entsprechende Bauplan heruntergeladen werden. Anschließend kann es direkt vor Ort auf einem modernen 3D-Drucker produziert werden.
Dadurch reduziert sich die für notwendige Reparaturen benötigte Zeit in den meisten Fällen erheblich. Außerdem entfallen Aufwendungen für die Lagerung der einzelnen Ersatzteile sowie weitere Kosten für den internationalen Versand und die entsprechenden Zölle.
Es versteht sich von selbst, dass nicht jede kleine Werkstatt in naher Zukunft in der Lage sein wird, einen entsprechenden 3D-Drucker vorrätig und ökonomisch in Betrieb zu halten. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für Dienstleister, die diese Aufgabe ähnlich wie derzeit Copy-Shops in der Nähe von Universitäten zu günstigen Konditionen übernehmen können. Nach Ansicht von Horst Wildemann entsteht dadurch eine Verschiebung der Wertschöpfung. Sie rücke näher an den Ort, an dem die Teile auch tatsächlich eingebaut werden, schreibt er in der FAZ. Dadurch gerieten vor allem Industrien in Gefahr, die sich bisher auf die Massenproduk­tion spezialisiert hätten.
Neuartige „Fabbing Shops“ können stattdessen die Aufgabe des 3D-Drucks übernehmen und die benötigten Teile relativ nah vor Ort ausdrucken. Für Logistikunternehmen bedeutet dies, dass sie sich in Zukunft zunehmend auf die regionale Zustellung von Paketen konzentrieren müssen und nicht mehr so stark auf den internationalen Transport über weite Strecken.
Auf der anderen Seite führt dies dazu, dass die Produktion von Ersatzteilen wieder stärker unter die Kontrolle der Hersteller gelangt, die sich aus ökonomischen Gründen in den vergangenen Jahren zunehmend auf ihre Zulieferer verlassen mussten.
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