Public Clouds made in Germany
Private-Cloud-Eigenbau
von Bernd Reder - 07.07.2017
Wer keine Scheu hat, selbst Hand anzulegen, kann sich im eigenen Server-Raum oder Rechenzentrum eine Private oder Hybrid Cloud einrichten. Dafür gibt es zwei Optionen.
Erstens: Relativ preisgünstige Plattformen wie ownCloud und deren Ableger Nextcloud. Sie eignen sich auch für kleine und mittelständische Unternehmen.
Zweitens: Größere Private-Cloud-Plattformen wie etwa Helion von HPE, vCloud Air von VMware, Enterprise Private Cloud von Dell EMC oder Oracles Cloud Platform und Microsofts Azure Stack. Solche Angebote kommen primär für größere Organisationen mit einer entsprechend umfangreichen IT-Abteilung in Betracht.
ownCloud beziehungsweise Nextcloud laufen auf Webservern, auch solchen auf einem NAS-System. Allerdings ist ein NAS als Basis nur für kleine Unternehmen akzeptabel. Besser ist ein ausgewachsener Server, auf dem sich die Software als Virtual Appliance installieren lässt.
Sowohl ownCloud als auch Nextcloud stellen primär Funktionen für das Teilen und gemeinsame Bearbeiten von Content bereit, also von Dateien, Bildern oder Videos. Gegen Aufpreis lassen sich weitere Funktionen hinzufügen, vom Outlook-Add-in über SIP-Gateways (Session Initiation Protocol) bis hin zu Office-Suiten wie Collabra. Die jüngste Ausgabe von Nextcloud verfügt zudem über eine Funktion für Video- und Audio-Chats.
Die Standard- beziehungsweise Basis-Version für Unternehmenskunden für 50 User kostet bei ownCloud 3000 Euro pro Jahr, bei Nextcloud 1900 Euro. Zudem gibt es kostenlose Community-Editionen beider Software-Pakete. Deren Funktionsumfang ist allerdings eingeschränkt, weswegen sie eher für private Nutzer oder Kleinstunternehmen in Betracht kommen.
Schlüsselfertige Cloud
Wer ownCloud oder Nextcloud nicht selbst implementieren will, kann auf eine gehostete Version zurückgreifen. Sie wird von Cloud- oder Web-Hosting-Unternehmen bereitgestellt. Nextcloud hat mehr als 30 solcher Partner in Deutschland, zum Beispiel oCloud.de, OwnCube, PortKnox und Netways. Auch ownCloud arbeitet mit solchen Providern zusammen, etwa mit oCloud.de.
Welches der beiden Software-Pakete das bessere ist, lässt sich schwer sagen. Der Funktionsumfang beider Lösungen ist in etwa gleich. Den etwas innovativeren Eindruck macht derzeit Nextcloud. So stehen seit Version 12 Collaboration-Funktionen wie Videoanrufe und Push-Nachrichten zur Verfügung. In Online-Foren wird zudem immer wieder das Argument angeführt, dass Funktionen, die bei Nextcloud kostenlos sind, bei ownCloud den kostenpflichtigen Versionen vorbehalten sind. Dafür verfügt ownCloud über eine größere installierte Basis.
Datenwege kontrollieren
Auch sicherheitsbewusste Nutzer von Cloud-Diensten übersehen oft einen Faktor, nämlich dass Daten auf dem Weg vom hauseigenen Rechenzentrum zu dem eines Cloud-Service-Providers möglicherweise Routen nutzen, die außerhalb Deutschlands verlaufen. Dies ist durch die maschenartige Struktur des Internets bedingt. Doch dieser Umstand erleichtert es Hackern und Geheimdiensten, solche Daten abzufangen und zu entschlüsseln.
Ob dieser Aspekt von DirectCloud für eine Firma wichtig ist, hängt letztlich von deren Sicherheitsanforderungen ab. Für Unternehmen aus Hightech-Branchen wie Chemie, Maschinenbau und Automobilindustrie, die besonderen Wert auf den Schutz unternehmenskritischer Daten legen, kann der Dienst durchaus von Nutzen sein.
Verschlüsseln!
Bereits 2015 betonte Werner Vogels, Chief Technology Officer von Amazon Web Services, wie wichtig es sei, Daten zu verschlüsseln, und das mit eigenen Schlüsseln, die sich der Kontrolle des Service-Providers entziehen. Dadurch wird es Unbefugten, inklusive Hackern und Geheimdiensten, erschwert, Informationen „abzusaugen“, die Unternehmen in einer Public Cloud speichern oder bearbeiten.
Eine Möglichkeit, Cloud-Daten zu verschlüsseln, bietet das Tool Boxcryptor des Augsburger Software-Hauses Secomba. Es steht in Versionen für Teams, Kleinfirmen und Unternehmen zur Verfügung. Die Software bietet eine durchgängige, also Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Daten, die Nutzer bei Public-Cloud-Storage-Diensten speichern. Unterstützt werden nicht nur Dropbox, Box und SugarSync, sondern auch Services, die in Deutschland oder der EU beheimatet sind. Dazu gehören GMX, Secure Data Space, Strato, Telekom Magenta Cloud und Web.de.
Boxcryptor ermöglicht unter anderem das gemeinsame Bearbeiten von Daten durch Gruppen. Die Dateien werden dabei verschlüsselt und sind für Externe unzugänglich. Das Tool unterstützt die gängigen Betriebssysteme Windows, iOS, Android, Mac OS und Chrome. Der Preis für die Teamversion beträgt 72 Euro pro Jahr. Die Ausgabe für Unternehmen kostet ab 6,40 Euro pro Nutzer und Monat.