So sieht Management by Lego aus

Standardisiertes Spiel

von - 04.05.2018
Laut dem Facilitator – Trainer im Lego-Jargon – macht es bei Lego Serious Play überhaupt keinen Unterschied, ob eine komplette Firmenstrategie, eine Software-Architektur oder „nur“ ein Team entwickelt werden soll. Denn für jede Fragestellung wird dasselbe Vorgehen angewandt. Es besteht aus den sechs Schritten „Skillsbuilding“, „Identity“, „Landscaping“, „Scenario“, „Emergences“ und „Simple Guiding Principles“.
1. Skillsbuilding: Im ersten Schritt werden die Teilnehmer mit den unterschiedlichen Lego-Bausteinen vertraut gemacht. Dazu sieht Lego Serious Play unterschiedliche Aufgabenstellungen mit einer klar definierten Zeitspanne vor. Hier lernen die Teilnehmer auch schon, dass sie immer unter einem gewissen Zeitdruck arbeiten müssen.
Zum Beispiel: Baue mit einer vorgegebenen Anzahl Lego-Steinen einen möglichst hohen Turm – innerhalb von zwei Minuten. Nach einer Minute wird eine zusätzliche Anforderung gegeben: Der Turm muss erdbebensicher sein. Oder: Baue eine Brücke. Nach einer Minute folgt die Anweisung, dass eine Hand
Identity Story Telling
Im Schritt „Identity“: In drei bis fünf Sessions à 5 Minuten baut jeder Teilnehmer individuell ein Ideenmodell.
(Quelle: ipt)
unter der Brücke hindurchpassen muss.
2. Identity: Wenn die Teilnehmer den Inhalt und die Funktionen der Bausteine kennengelernt haben, geht es nach Aussage Rüttimanns umgehend zum Kern der Fragestellung. Dafür wird zuerst ein Zielszenario definiert. Dies geschieht an einem Whiteboard – ganz ohne Lego. Im Beispiel: Die Versicherung XYZ generiert in zwei Jahren 60 Prozent des Umsatzes mit digitalisierten Produkten über Online-Kanäle.
Anschließend geht es um das Entwickeln von Ideen, die das Unternehmen selbst umsetzen kann. Nun kommt Lego wieder ins Spiel: In drei bis fünf Sessions à 5 Minuten baut jeder Teilnehmer individuell ein auf das Zielszenario ausgerichtetes Ideenmodell. Nach jeder Session erklären alle Baumeister ihre Modelle.
Oder: Ein Computer analysiert alle Anrufe an die Außenstellen via Machine Learning und erstellt ein automatisches Protokoll. Bei der Ideenentwicklung steht den Teilnehmern außerdem frei, ihre eigenen Modelle ruhen zu lassen und an den Ideen der anderen weiterzuarbeiten, wenn sie darin weitere Anknüpfungspunkte oder mehr Potenzial sehen.
Den Abschluss der Sessions bildet eine gemeinsame „Identity“. Dafür werden die individuellen Ideenmodelle auf einer großen Grundplatte zusammengefasst. Nun entscheidet das Team, welche der Ideen relevant sind und welche nicht. Für diesen Schritt sind ein bis zwei Iterationen vorgesehen, die
Landscape Team
Im Schritt „Landscape“: Die Teilnehmer modellieren die Rahmenbedingungen einer Organisation.
(Quelle: ipt)
jeweils nur 10 bis 20 Minuten dauern dürfen.
3. Landscaping: Nun stehen die Ideenmodelle im Raum. Es folgt das Modellieren der äußeren Einflüsse auf die definierten Zielszenarien. Denn: Kein Unternehmen ist isoliert auf dem Markt. Es ist abhängig von Lieferanten, Partnern und auch immer in ein Ökosystem eingebunden. Im Schritt „Landscaping“ gilt es, möglichst alle Akteure außerhalb der Firma zu identifizieren und zu charakterisieren.
Die Teilnehmer haben jetzt wiederum drei bis fünf Iterationen à 5 Minuten Zeit, um die äußeren Einflussfaktoren darzustellen. Ein Modell kann beispielsweise sein, dass ein amerikanischer Technologiegigant eine Niederlassung plant sowie ein Angebot in Deutschland.
Ein zweites Beispiel: Hacker wollen das Kernsystem kapern und planen eine Erpressung. Der Ablauf ist analog zum vorhergehenden Schritt: Die Lego-Modelle werden auf jeweils einer Grundplatte aufgebaut und nach jeder Iteration im Plenum erklärt und diskutiert.
Den Abschluss des „Landscaping“ bildet das Anordnen der einzelnen Ideen rund um das gemeinsame „Identity“-Modell. Mit dem Abstand zum Kern wird die Gefahr respektive das Ausmaß des Change bewertet. Je näher die Modelle der „Identity“ sind, desto gravierender sind sie. In ein bis zwei Iterationen à 10 bis 20 Minuten entscheidet das Plenum, welche Ideen relevant sind und welche nicht. Auch der korrekte Abstand zur „Identity“ wird im Team diskutiert und festgelegt.
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