KI treibt neue Geschäftsmodelle

Im Gespräch mit Dr. Wolfgang Faisst von ValueWorks.ai

von - 11.05.2021
Dr. Wolfgang Faisst
Dr. Wolfgang Faisst: Gründer & CEO von VauleWorks.ai
(Quelle: ValueWorks )
Interview mit Wolfgang FAisst, Gründer & CEO von ValueWorks.ai und Leiter der Arbeitsgruppe Geschäfstmodellinnovationen der deutschen KI-Initiative Plattform Lernende Systeme sowie Lehrbeauftragter an der Universität Bamberg und Bayreuth.
com! professional: Herr Faisst, wie sehen Sie die Rolle von KI im Business-Umfeld - speziell beim aufbau neuer Geschäftsmodelle?
Wolfgang Faisst: Künstliche Intelligenz ist sicherlich eine der zentralen technologien beim Thema Digitalisierung und Automatisierung. Sensoren, Maschinen oder Social Media machen immer große Mengen an Daten verfügbar. Mithilfe von KI können diese Daten ausgewertet werden.
com! professional: In welchen Branchen und mit welchen Technologien wird Ki für neue Geschäftsfelder sorgen?
Faisst: Im Prinzip wird KI in naher Zukunft jede Industrie beziehungsweise Funktion betreffen. Aktuell ist die KI aber besonders stark im Gesundheitswesen zu finden, der Fertigungsindustrie mit Industrie 4.0, in Handel und Marketing, dem Automobilsektor und der Landwitschaft. Was die KI-Technologien betrifft, ist Bilderkennung heute Standard - wichtig etwa beim autonomen Fahren, aber auch bei ganz profanen Tätigkeiten wie der Passkontrolle, Fortlaufend verbessert wird die Robotik, die in der autonomen Fabrik eine große Rolle spielt. Weiter habden Spracherkennung im Customer Service und Edge AI im IoT großes ökonomisches Potenzial.
com! professional: Wie schätzen Sie aktuell das Umfeld für KI-Geschäftsmodelle und Start-ups in Deutwschland ein?
Faisst: Die lage in Deutschland ist nicht optimal. Von der Top-Unternehensgründungen im Bereich Künstliche Intelligenz die von internationalen Marktforschern gelistet wurden, kommen nur wenige aus Deutwschland. Das sagt sch9on einiges aus.
Zwar gibt es durchaus Gründungen in Deutschland, aber im Verhältnis zu anderen Ländern sid das viel zu wenige. Das hat verschiedene Ursachen. So ist das Unternehmertum hierzulande nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Ländern. Start-ups und KMU werden nicht so gut gefördert, es gibt zu viel Bürokratie und nicht zuletzt ist auch das notwendige Wagniskapital in Deutschland nicht oder nur sehr begrenzt vorhanden.
com! professional: Wie ist die Akzeptanz bei den großen, etablierten Unternehmen? Fällt KI hier auf fruchtbaren Boden?
Faisst: Besonders in den Sektoren Automobil und Industrie 4.0, in denen Deutschland traditionell stark ist, bewegt sich einiges. Bosch ist als führender Automobilzulieferer sehr aktiv und engagiert sich besonders im Bereich des autonomen Fahrens. Siemens hat eine eigene IoT-Plattform entwickelt, die eine tragende Infrastrukturrulle bei der Industrie 4.0 einnimmt. Dort werden viele der eben genannten Technologien verbaut - aber natürlich branchenspezifisch für die verschiedenen Anwendungsfälle aufbereitet.
SAP wiederum setzt bei Künstlicher Intelligenz auf "Embedded AI". Das bedeutet, dass SAP KI in seine betriebswirtschaftlichen Anwendungen einbettet, um diese intelligenter und leichter bedienbar zu machen. Im Cash-Management übernimmt zum Beispiel intelligente Software das Matching von Rechnungen und Zahlungen.
com! professional: Es gibt zahlreiche Bedenken gegen die KI  - besonders bei deren wirtschaftlicher Verwertung. Dabei stiften viele neue Geschäftsmodelle doch erhelichen sozialen und ökologischen Nutzen
Faisst: Ja, Dazu nur zwei Beispiele: In der Landwirtschaft ist KI eine große Hilfe. Über Drohnen mit Kameras und Bilderkennung kann man minimalinvasiven Schädlingsbefall identifizieen und die Schädlinge gezielt bekämpfen -  statt die große Pestizidkeule zu schwingen. Bald könnte man auch Roboter einsetzen, die dann die Schädlinge entfernen.
Aber auch im Gesundheitswesen sieht man ganz deutlich, wie Künstliche Intelligenz vieles verbessert. Mit Bilderkennung lassen sich Krankheiten systematisch erkennen. An den Ausscheidungen können automatisierte Tests durchgeführt werden. In nächster Zukunft können sogar Nanosensoren in der Blutbahn eingesetzt werden, die Krankheitsindikatoren identifizieren, sodass man dann die Krankheiten schneller bekämpfen kann.
Im Übrigen ist die KI zuverlässiger als der Mensch. Jeder normale Radiologe hat mal einen schlechten Tag und kann etwas übersehe, was die Maschine durchaus erkennt.
com! professional: Außenstehende sind oft überrascht, in welche Segmente KI-Technologie vordringt und wo sich neue Geschäftsfelder auftun. Wer hätte etwa gedacht, dass KI in der Juristerei eine Rolle spielt?
Faisst: Ja, im jurisitischen Bereich wird Legaltech immer wichtiger. Legaltech ist eine Sparte, für die KI-Start-ups Lösungen bauen, um die Arbeitswelt von Anwältinneun und Anwälten zu digitalisieren und die heute noch sehr ineffizienten Prozesse zu verbessern. Juristische Abeit verläuft ja immer noch relativ wenig digital. Mit Natural Language Processing kann man ganze Aktenberge und auch die juristische Literatur durchsuchen. KI ermöglicht es, Texte automatisiert zu lesen, zu scannen und zusammenzufassen. Das ist ein Intelligenzverstärker für die Anwältin und den Anwalt sowie letztendlcih für alle beteiligten Parteien - sowohl auf staaatlicher Seite als auch aufseiten der Unternehmen und der Individuen.
com! professional: Welche Rolle spielen KI-Plattformen wie AWS oder Google beim Aufbau eines KI-basierten Business?
Faisst: AWS, Aure und Google Cloud sind international die führenden IaaS-Plattformen. Aber um KI im Unternehmen produktiv einzusetzen, muss man auch Schnittstellen und Daten verwalten, Data Governance betreiben, Testdaten und Modelle verwalten sowie das entsprechende Managemtn organisieren. Man braucht in jedem Fall ein KI-Betriebssystem, das quasi auf der Cloud-Infrastruktur läuft. Solche KI-Betriebssysteme - neudeutwsch heißt das AIOps oder MLOps - werden beispielsweise von One Logic, einem Spin-off der Uni Passau, oder Rapidminer, einem Spin-off der Uni Dortmund, angeboten.
com! professional: Wo sehen Sie die größten Stolpersteine beim Aufbau eines KI-Business?
Faisst: Unsere Erfahrung zeigt, dass vor allem die vier folgenden Punkte den Erfolg verhindern: die mangelde KI-Kompetenz und die nicht vorhandenen Fachkräfte, das Fehlen ualifizierter Partner, ds Fehlen von Daten und Datenplattformen und ein gutes, belastbares Geschäftsmodell.
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