Augmented Reality wird praxisreif

Brillentypen

von - 02.02.2018
Während im Endkundenbereich Augmented-Reality-Apps und -Inhalte vor allem für Smartphones und Tablets angeboten werden, kommen im industriellen Umfeld überwiegend Head-Mounted Devices (HMDs) zum Einsatz. Sie werden häufig auch als Smartglasses oder Datenbrillen bezeichnet, obwohl einige Modelle gar keine Brillengläser integriert haben, sondern nur aus einer Befestigungseinrichtung und einem kleinen Anzeigegerät bestehen.
Bei dessen Ausführung lassen sich prinzipiell zwei Typen unterscheiden: „See through“-Modelle verwenden ein (teil-) durchsichtiges Display beziehungsweise einen Spiegel, während die „Look around“-Versionen – wie der Name schon andeutet – nicht-transparente Displays nutzen, die einen wenn auch kleinen Teil des Sichtfelds abdecken.
Leonid Poliakov
Leonid Poliakov
Vice President Customer Success
bei Ubimax
www.ubimax.com
Foto: Ubimax
„Täglich kommen neue Use-Cases für Assisted und ­Augmented Reality hinzu.“
Im Bereich Assisted Reality werden hauptsächlich monokulare HMDs verwendet. Sie blenden die Informationen nur im Blickfeld eines Auges ein. Gerade bei diesem Brillentyp sei die Entwicklung sehr dynamisch, sagt Leonid Poliakov, Vice President Customer Success bei der Ubimax GmbH, einem Spezialisten für Industrielösungen in den Bereichen Wearable Computing und Assisted/Augmented Reality. „Die Hersteller haben erkannt, dass die Datenbrillen sich nicht im Endkundenbereich, sondern zunächst im professionellen Umfeld etablieren, und bringen dafür geeignete Produkte auf den Markt.“ Aktuelle Modelle wie die Glass Enterprise Edition, die Vuzix M300 oder die Realware HMT-1 trügen den raueren Bedingungen in Industrieumgebungen Rechnung. „Diese HMDs sind unempfindlich gegen Staub oder Spritzwasser und können auch einmal herunterfallen, ohne Schaden zu nehmen.“
Bei Augmented Reality sind dagegen binokulare See-through-HMDs notwendig, die die dreidimensionale Computergrafik in das Sehfeld beider Augen einblenden können. Zusätzlich wird ein Tracking-System gebraucht, das die Position des Anwenders im Raum bestimmen kann, um eine realistische Überlagerung von physischer und virtueller Realität zu ermöglichen.
Einsatzmöglichkeiten von Assisted, Augmented und Mixed Reality
In diesen Bereichen lassen sich durch AR/MR Mehrwerte erzielen:
  • Logistik: Durch den Einsatz von Datenbrillen bei der Kommissionierung lässt sich die Fehlerquote senken, die Produktivität erhöhen und die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.
  • Fertigung: Anweisungen können als Schritt-für-Schritt-Anleitung über Datenbrillen in das Sichtfeld eines Mitarbeiters eingeblendet werden. Komplexe Montagevorgaben lassen sich per Beamer auf ein Werkstück projizieren.
  • Bauwesen: Gebäude lassen sich direkt auf dem Bauplatz vorab visualisieren, Versorgungsleitungen und Innenausbau können per Datenbrille in den Rohbau projiziert werden, um so Problemstellen, etwa Kältebrücken, leichter zu erkennen.
  • Medizin: Während einer Operation können dem Arzt er­weiterte Informationen wie Röntgenbilder oder aktuelle Vitalwerte eingeblendet werden, zudem kann der Verlauf von Blutgefäßen sowie die Lage innerer Organe visualisiert werden.
  • Qualitätssicherung: Nutzer können per Datenbrille oder Tablet durch Prüfprotokolle geführt werden. Die erfolgreiche Abnahme, aber auch Fehler lassen sich direkt dokumentieren und in Qualitätsmanagement-Systeme übernehmen.
  • Marketing: Kunden können per Datenbrille Produkte verändern oder diese virtuell in einer realen Umgebung platzieren.
  • Zusammenarbeit: Augmented Reality erleichtert es Teams, etwa beim Design von Produkten, der Abnahme von Produktionsstätten oder bei Schulungen über Länder- und Standortgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten.
  • Service und Wartung: Informationen aus Wartungshand­büchern und Serviceanleitungen lassen sich per Datenbrille abrufen. Grafische Darstellungen wie Explosionszeichnungen oder Schmierpläne können mit dem Bild des realen Werkstücks überlagert werden.
  • Aus- und Weiterbildung: Komplexe Vorgänge lassen sich dreidimensional darstellen und so besser begreifen. Risiko­reiche Arbeiten, etwa an Hochspannungseinrichtungen, können so gefahrlos eingeübt werden. Das Training an virtuellen Objekten ist ortsunabhängig möglich, Engpässe bei der Verfügbarkeit von Schulungsobjekten lassen sich so reduzieren, ebenso wie Zeitaufwand und Reisekosten.
  • Militär: Informationssysteme in Panzern, Flugzeugen oder Hubschraubern blenden Zusatzinformationen in das Gesichtsfeld des Fahrers beziehungsweise Piloten ein. Soldaten im Kampfeinsatz können über Datenbrillen Befehle erhalten.
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