New Work

Eine neue Ära beginnt

von - 07.08.2023
New Work
Foto: Anel Alijagic/Shutterstock
New Work, Hybrid Work, Agiles Management und Co.: In der Arbeitswelt steht eine Zeitenwende an. Arbeitsplätze sind digitaler denn je, Künstliche Intelligenz bringt neue Tools.
Viel wird derzeit diskutiert über New Work, die neue Art des Arbeitens. Dabei ist der Ansatz keineswegs neu: Der Philosoph Frithjof Bergmann hat ihn bereits in den Siebziger­jahren des vergangenen Jahrhunderts eingeführt. Heute wird er, ­natürlich unter anderen Voraussetzungen, wieder stärker diskutiert. Verschiedene Faktoren führen inzwischen zu neuen ­Ansätzen. Da ist zum einen die Pandemie zu nennen, die quasi übers Wochenende die Büromitarbeiter ins Homeoffice zwang. Sie führte aber auch dazu, dass Collaboration einen wahren Höhenflug erlebte, schließlich musste man sich remote mit Kollegen, Kunden und Partnern austauschen. Jetzt, nachdem der Ausnahmezustand schon seit Monaten zu Ende ist, haben die Unternehmen große Probleme, ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zu holen. Fakt ist aber: Arbeitsplätze sind heute digitaler denn je, und Künstliche Intelligenz wird viele neue Tools für Mitarbeiter bringen.
Zusätzlich herrscht in allen Branchen ein eklatanter Fachkräftemangel, der sich wegen des demografischen Wandels noch einmal verschärfen wird. Denn trotz der relativ schwachen Wirtschaftsentwicklung hat der Fachkräftemangel im Jahr 2022 ­einen Höchststand erreicht. Rechnerisch konnten im vergangenen Jahr mehr als 630.000 offene Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden, berichtet das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung ­(Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Und laut Bitkom fehlten im November vergangenen Jahres 137.000 ITK-Experten. Dramatische Zahlen also …
Vor allem junge Talente werden hände­ringend gesucht, doch die Generation Z – also die die zwischen den Jahren 1995 und 2010 Geborenen – hat häufig einen anderen Lebensplan. Work-Life-Balance ist diesen jungen Menschen wichtiger als den Generationen zuvor, zudem fordern sie von ihren Arbeitgebern die Möglichkeit von hybriden Arbeitsplätzen ein, wollen Vertrauensarbeitszeit und keine Stechuhr. In diese Diskussion drängt auch verstärkt das Konzept der Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich. Selbst die SPD-Chefin Saskia Esken hat sie vor einiger Zeit angeregt mit dem Argument, dass dies zu höherer Produktivität und Zufriedenheit führen würde. Der Vorschlag stößt jedoch auf Widerstand von Arbeitgebern, Union und FDP, die ihn für unrealistisch und schädlich halten. Wie auch immer man dazu steht, die Diskussion ist hitzig und keineswegs beendet.

Modern Workplace aus Firmensicht

Arbeitgeber befinden sich aus den genannten Gründen im Zwiespalt: Sie müssen neue Strukturen schaffen, um an dieser zunehmend digitalen Welt teilzuhaben. Das Thema ist wichtiger denn je und duldet eigentlich keinen Aufschub.
Modernes Großraumbüro
Moderne Arbeitswelten: Die Möglichkeit, im Büro, im Homeoffice sowie in Coworking Spaces zu arbeiten, wird immer wichtiger. Diese Flexibilität ­verursacht aber einen deutlichen Mehraufwand für Administratoren.

(Quelle: Shutterstock/Zastolskiy Victo )
Das iSCM-Institut hat vor diesem Hintergrund Unternehmen in Deutschland befragt, warum sie sich mit Modern-Workplace-Konzepten beschäftigen: Mit 54 Prozent sind die Faktoren „Mitarbeitermotivation“ gefolgt von „Hybridem Arbeiten“ (52 Prozent) mit Abstand die beiden Top-Vorteile, die bei Modern-Workplace-Lösungen gesehen werden. Mit deutlichem Abstand folgen „Mobiles Arbeiten“ (42 Prozent), „Teamarbeit“ (38 Prozent) und „Agiles Arbeiten“ (33 Prozent). „Kostenreduktion“, „Produktivitätssteigerung“ und „Effizienz“ verzeichnen dagegen mit 29, 27 beziehungsweise 23 Prozent vergleichsweise geringe Zustimmung.
Was hat das für Konsequenzen für die ITK-Abteilungen und Systemhäuser? Ihnen fällt in erster Linie die Aufgabe der technischen Migration in neue Infrastrukturen zu, bei denen Vernetzung, mobile Endgeräte, Cloud-Applikationen und weitere Services eine zentrale Rolle spielen. Das klingt erst einmal vergleichsweise banal, ist aber deutlich komplexer: Denn die Einführung neuer Tools erfordert auch neue Routinen und Prozesse. Wer hilft dem Mitarbeiter im Homeoffice? Wie kann ein Sicherheitskonzept aussehen, das die Arbeitsplätze und Daten an unterschiedlichsten Orten schützt? Welche organisatorischen Maßnahmen sind grundsätzlich nötig, damit Desk Sharing nicht im Chaos endet? Schließlich ist beim New-Work-Konzept ein fester Arbeitsplatz ein Auslaufmodell. Und dies sind nur einige Beispiele, die berücksichtigt werden müssen.
Rudolf Aunkofer, Gründer des Iscm-Instituts
Rudolf Aunkofer, Gründer des Iscm-Instituts
(Quelle: Iscm-Institut)
Am Ende wird aus der technischen Migration eine unternehmensweite organisatorische Transformation.
Rudolf Aunkofer, Gründer des iSCM-Instituts und Autor der Studie, betont deshalb: „ITK-Technologie und die sich aus Modern-Workplace-Konzepten ergebenden Möglichkeiten definieren unsere ­Arbeitswelt neu, mit Konsequenzen weit über das aktuelle Jahrzehnt hinaus. Die Nachfrage nach entsprechender ITK-Hardware, Infrastruktur und Cloud Services wird daher aufgrund der Millionen an Arbeitsplätzen, die hiervon betroffen sind, auf absehbare Zeit weiter steigen.“ Sein Resümee und gleichzeitig Aufruf an Systemhäuser, Hersteller und Distributoren lautet deshalb: „In welcher Ausgangslage sich Ihr Unternehmen auch immer befinden mag, nutzen Sie die Chance Modern Workplace – sie ist einmalig!“ 

New Work: Eine lange Geschichte

Begründet wurde die New-Work-Bewegung von dem in Sachsen als Sohn eines evangelischen Pfarrers geborenen, österreichisch-amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann. Er führte den Begriff bereits Ende der 1970er-Jahre als Philosophie einer neuen Arbeit ein. Zentrale Werte waren Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an Gemeinschaft. Der Begriff beschreibt heute den strukturellen Wandel einer Arbeitswelt, die aufgrund von Digitalisierung, vernetzter Globalisierung und Ansätzen von Künstlicher Intelligenz in der Lage ist, die Werte aus den 1970er-­Jahren in der Praxis umzusetzen und dadurch eine Reihe völlig neuer organisatorischer Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeit für den Mitarbeiter ermöglicht.
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